Sind Kinder impulsiv, unaufmerksam und rastlos, steht rasch der Verdacht ADHS im Raum. Welche Symptome wirklich darauf hindeuten und welche Therapie hilft.
Die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zählt bei Kindern und Jugendlichen mit zu den häufigsten psychischen Auffälligkeiten. In Deutschland sind etwa 5 von 100 Kindern davon betroffen, Jungen häufiger als Mädchen. Dass der Weg zu Diagnose dabei nicht immer einfach ist, zeigen Untersuchungen: Nicht alle ADHS-Diagnosen sind korrekt. Bei anderen Kindern wiederum bleibt die Erkrankung unerkannt, oft bis ins Erwachsenenalter.
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Heutzutage ist schnell von ADHS die Rede, wenn Kinder sich ständig bewegen, sich leicht ablenken lassen oder scheinbar nicht zuhören wollen. Allerdings ist es durchaus normal, dass Kinder impulsiv oder unaufmerksam sind und ihrem Bewegungsdrang folgen. Wichtig ist hierbei vor allem die Frage, wie auffällig das Verhalten im Vergleich zu anderen Kindern ist und wie lange es anhält.
In den folgenden Kapiteln erhalten Sie einen Überblick darüber, welche Symptome für ADHS sprechen und auf welche Kriterien es dabei ankommt, was über die Ursachen bekannt ist und wie die Behandlung aussehen kann.
Was ist ADHS?
Die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine psychische Erkrankung, die vor allem Kinder betrifft. Diese können sich schlechter konzentrieren, lassen sich leichter ablenken, sind ungeduldiger und unruhiger (hyperaktiv).
Was unterscheidet ADS von ADHS?
ADS steht für Aufmerksamkeitsdefizitstörung. Im Unterschied zu ADHS fehlt bei ADS die hyperaktive Komponente. Sowohl bei ADHS als auch bei ADS handelt es sich um eine schwere Form der Aufmerksamkeitsstörung.
ADHS: Mögliche Symptome
ADHS kann sich durch zahlreiche Symptome äußern. Manche Anzeichen gelten jedoch als besonders typisch. So fallen betroffene Kinder beispielsweise dadurch auf, dass sie
- Probleme haben, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren,
- sich leicht ablenken lassen,
- vergessen eine Aufgabe oder Sache zu beenden (wie Hausaufgaben),
- nicht ruhig sitzen können oder
- anderen dazwischenreden.
Dabei lassen sich die ADHS-Symptome zwei Hauptkategorien zuordnen:
- Unaufmerksamkeit/Konzentrationsschwäche sowie
- Hyperaktivität/Impulsivität.
Die ADHS-Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein, sich von Kind zu Kind unterschiedlich zeigen und unterschiedliche Lebensbereiche beeinträchtigen. Bei manchen Kindern mit ADHS treten zudem überwiegend Symptome von Unaufmerksamkeit auf, während andere eher Anzeichen von Hyperaktivität und Impulsivität zeigen. Nicht jeder mit ADHS erlebt alle der im Folgenden genannten Symptome.
Anzeichen für Probleme mit der Aufmerksamkeit
Symptome für Probleme mit der Aufmerksamkeit können sich beim Kind zum Beispiel folgendermaßen äußern:
- Es lässt sich beim Spielen, beim Lernen, bei den Hausaufgaben oder anderen Aufgaben leicht ablenken oder vermeidet sie, wenn es geht.
- Es macht Dinge häufig falsch beziehungsweise bekommt Details nicht mit.
- Die täglichen Aufgaben zu organisieren, fällt ihm oft schwer.
- Das Kind lässt sich leicht ablenken, ist vergesslich, verliert häufig Dinge.
- Oft scheint es nicht zuzuhören und missachtet Anweisungen.
Anzeichen für Hyperaktivität
Anzeichen für Hyperaktivität können sich beim Kind zum Beispiel folgendermaßen äußern:
- Das Kind ist zappelig, muss Hände und Füße ständig bewegen.
- Es kann nicht still sitzen, rutscht beim Sitzen ständig hin und her.
- In Situationen, in denen es sitzen bleiben sollte, steht es häufig auf und läuft herum (etwa im Klassenzimmer).
- Das Kind ist ständig in Bewegung, klettert oder tollt umher, auch in unpassenden Situationen.
- Sich leise zu beschäftigen, fällt dem Kind schwer.
- Eltern oder anderen Personen gelingt es nicht, auf die übersteigerte körperliche Aktivität Einfluss zu nehmen.
Anzeichen für Impulsivität
Impulsivität kann sich beim Kind beispielsweise folgendermaßen äußern:
- Das Kind redet ungewöhnlich viel, auch in unpassenden Situationen.
- Es redet anderen oft dazwischen, stört andere beim Spielen oder drängt sich dabei rein.
- Abzuwarten, bis es an der Reihe ist, fällt ihm schwer.
- Oft platzt es bereits mit der Antwort heraus, obwohl die Frage noch gar nicht zu Ende gestellt wurde.
Wann liegt ADHS vor?
Weist das Kind über einen Zeitraum von einem halben Jahr mindestens sechs der typischen Anzeichen einer Kategorie auf und beeinträchtigen diese das Kind in zwei Lebensbereichen (etwa in der Schule und zu Hause) deutlich, liegt der Verdacht auf ADHS nahe.
Stimmungsschwankungen bei ADHS
Kinder mit ADHS erleben häufig unvorhersehbare und rasch wechselnde Stimmungsschwankungen, sind schnell gereizt und frustriert. Oft fällt es ihnen schwer, ihre Gefühle zu kontrollieren.
Wichtig zu wissen
Kinder und Erwachsene mit ADHS ecken im Alltag oft ungewollt an und wirken auf andere rasch respekt- oder rücksichtslos. Das passiert jedoch nicht mit Absicht – und belastet die Betroffenen selbst oft stark. Zudem sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass Menschen mit ADHS trotz aller Probleme auch viele positive Eigenschaften aufweisen können. Nicht selten sind sie beispielsweise sehr kreativ, einfallsreich, feinfühlig oder begeisterungsfähig und finden unkonventionelle Lösungsansätze bei Problemen.
Welche Ursachen hat ADHS?
Die Ursachen der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind noch nicht eindeutig geklärt. Wahrscheinlich spielen mehrere Faktoren eine Rolle, wie etwa erbliche Veranlagung und äußere Einflüsse.
Als sicher gilt, dass bei Kindern und Erwachsenen mit ADHS bestimmte Bereiche des Gehirns anders reguliert werden. Zudem ist bei ihnen der Stoffwechsel des Botenstoffs Dopamin gestört, der für die Funktion des Gehirns eine wichtige Rolle spielt. Dadurch erfolgt der Transport des Botenstoffs in den Nervenzellen nicht so, wie er sollte.
Das stört den Informationsfluss im Gehirn und führt dazu, dass es nicht zwischen wichtigen und unwichtigen Reizen unterscheiden kann. Als Folge trifft eine Flut an Außenreizen ohne Pause und ungefiltert auf das Hirn ein. Das erschwert es den Betroffenen, Gedanken, Aufgaben oder Gespräche bis zum Ende zu verfolgen.
Bei Menschen mit ADHS sind dabei vor allem jene Bereiche im Gehirn betroffen, die Bewegung, Aufmerksamkeit und Motivation steuern. Diese hängen auch mit dem Gedächtnis und Lernen zusammen.
Inwiefern andere Einflüsse das Risiko für ADHS erhöhen, ist unklar. Fachleute diskutieren als Risikofaktoren beispielsweise:
- ein sehr niedriges Geburtsgewicht
- Sauerstoffmangel bei der Geburt
- Alkohol- und Tabakkonsum der Mutter in der Schwangerschaft
- die Schwangerschaftskomplikation Präeklampsie, die mit erhöhtem Blutdruck und gesteigerter Eiweißausscheidung einhergeht
Darüber hinaus kommen weitere äußere Einflüsse wie Umweltgifte (etwa Blei), eine Reizüberflutung der Kinder (beispielsweise durch Medien) oder der Konsum von Lebensmitteln, die künstliche Farbstoffe und Konservierungsmittel enthalten, für manche als mögliche Mitverursacher infrage. Hier fehlt es jedoch bislang an aussagekräftigen Studien.
Author: Amanda Howell
Last Updated: 1703570761
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